Könnt ihr euch noch an früher erinnern? An die Cowboy- und Indianerspiele im Kindergarten und in der Schule, das wilde Geheul, das imaginäre Bogenschießen oder den bunten Kopfschmuck aus Federn?
Als ich Kind war, kannte jedes Mädchen und jeder Junge Cowboys und Indianer. Jeder konnte mitspielen, konnte in das Spiel jederzeit einsteigen. In jeder Kita gab es mindestens einmal im Jahr einen Tag im Wilden Westen mit Kostümen, Stockbrot, Tänzen und der Verleihung des eigenen Indianer-Namens. Mit jeweils beiden Zeige- und Mittelfingern wurde aus der Asche des letzten Lagerfeuers die beste Gesichtsbemalung. Auf einem Abenteuerspielplatz nahe meiner Heimatstadt steht noch heute das Holz-Fort, das wir immer wieder mit Stöcken, Speeren und lautem Gebrüll erobern wollten.
Und heute? Heute kennt gefühlt kaum noch ein Kind Geschichten von mutigen Indianerinnen und Indianern. Mein Papa hat aus seiner Kindheit noch ein wahnsinnig tolles Holz-Spielset mit Cowboys und Indianern, das Adam gern nutzt, um seine Autos im Fort abzustellen. Und wahrscheinlich wissen die Kinder, die ich auf dem alten Abenteuerspielplatz heute sehe, gar nicht, dass sie in einem Fort herumklettern. Sogar das Tipi wurde zu einem Instagram-tauglichen Kuschel-Ecken-Utensil degradiert und dient nicht mehr als Schlafplatz der Indianer. Für mich ist das irgendwie ein verlorener Teil der Kindheit, den ich aber so wichtig finde. Der schon etwas ältere Artikel aus der „Welt“ mit dem Titel „In der Kita sind die Indianer längst ausgerottet“ gefällt mir zu diesem Thema sehr gut. Auch wenn er teilweise überspitzt ist, enthält er viel Wahrheit und die Meinung zur Trickfilm-Reihe „Yakari“ teile ich zu 100 Prozent.
Daher war ich umso glücklicher, dass sich Adam aus heiterem Himmel einen Indianer-Mottotag für die Ferien gewünscht hat. Wie auch immer er darauf gekommen ist, ich war sehr froh darüber. Als wir vor etwa 3 Jahren in Pullman-City, der Westernstadt waren, ist mir zum ersten Mal aufgefallen, dass die Kinder von heute mit diesem Thema irgendwie gar nichts mehr anfangen können. Ich fand die Stadt megatoll, wäre am liebsten den ganzen Tag zwischen Tipi und Lagerfeuer sitzengeblieben. Aber Adam konnte sich damit überhaupt nicht identifizieren. Schade eigentlich. Als nun der Wunsch nach einem Indianer-Tag aufkam, habe ich überlegt, was wir mit Adam bei so einem Motto machen könnten. Das Internet bietet ja viele Spielideen, die aber eher auf einen Kindergeburtstag passen. Wir haben es aber etwas ruhiger angehen lassen.
1. Informationen über die Indianer
Um den Tag thematisch einzuleiten, haben wir mit Adam am Abend zuvor die Indianer-Folge der Reihe „Was ist Was?“ im Fernsehen gesehen. Dort wird kindgerecht alles Wissenswerte über die amerikanischen Ureinwohner erklärt. Wie sie aussahen, wie und wo sie gelebt haben und dass es heute noch immer so genannte Indianer auf der Welt gibt. Die Reihe „Was ist Was?“ kann ich euch für alle möglichen Themen nur wärmstens ans Herz legen, weil die Erklärungen einfach richtig auf Kinder abgestimmt sind. Zusätzlich hatte ich das Indianer-aktiv-Heft von „Wieso? Weshalb? Warum?“ gekauft, das Kinder mit Rätseln, Ausmalbildern und Geschichten das Thema Indianer näherbringt. Dieses Heft habe ich mit Adam immer dann rausgeholt, wenn wir kleine Pausen einlegen wollten oder am Lagerfeuer saßen.

2. Bogen und Pfeile basteln
Ein richtiger Indianer hat einen Bogen und Pfeile. Das scheint vom letzten Besuch in Pullman-City bei Adam hängengeblieben zu sein. Daher war es auch einer der größten Wünsche, beim Mottotag einen eigenen Bogen zu basteln. So sind Papa und Adam also am Morgen in den Wald gestiefelt und haben gemeinsam nach passenden Stöcken gesucht. Fündig geworden sind sie mit einem großen Ast einer Pappel, der sehr stabil ist und sich dennoch leicht biegen lässt. An beiden Enden des Astes wurden kleine Vertiefungen reingesägt, an denen schließlich die Schnur befestigt werden konnte. Wir haben aufgrund der Stabilität und Elastizität eine Maurerschnur genommen, die wir schon in der Garage hatten. In die Mitte des Bogens hat Adam dann eine Kerbe reingefeilt, auf der der Pfeil beim Abschuss aufliegt. Anschließend wurde der Bogen noch geschliffen, mit geschnitzten Mustern verziert und mit bunten Bändern verschönert. Für die Pfeile wollten wir eigentlich auch Äste aus dem Wald nehmen, haben aber noch einen alten Stock aus Bambus im Garten gefunden, aus dem wir drei Pfeile gesägt haben. Bambus ist sehr viel leichter und daher besser für Kinder geeignet. Die Pfeile sind natürlich vorn nicht angespitzt, um die Verletzungsgefahr zu minimieren. Ins hintere Ende des Bambusstücks haben wir dann wieder eine kleine Kerbe gesägt, in die man die Bogenschnur einfädeln kann. So kann Adam nun mit eigenem Bogen und Pfeilen auf die Jagd in unserem Garten gehen.




3. Indianer-Kopfschmuck basteln
Kein Indianer ohne Federschmuck. So habe ich es als Kind gelernt. Also haben wir aus Tonkarton und bunten Federn eigenen Kopfschmuck gebastelt. Dazu muss man nur den Kopfumfang ausmessen, auf den Karton übertragen und auf der gewünschten Breite ausschneiden. Die Enden haben wir ganz einfach mit einem Tacker zusammengefügt. Adam hat den Kopfschmuck dann mit Symbolen und Mustern verziert und die passenden Federn rausgesucht, die wir auch mit Hilfe des Tackers befestigt haben. Adam hat als Häuptling übrigens die meisten Federn am Kopfschmuck. Und für Viktoria hat er extra einen Kopfschmuck im „Miraculous“-Design gemacht, weil die beiden die Geschichten von Ladybug momentan so gern gemeinsam auf der Couch schauen.




4. Stockbrot am Lagerfeuer
Den ganzen Tag über loderte bei uns im Garten das Lagerfeuer. Mit einem Stück Kohle gab es außerdem die passende Gesichtsbemalung. Und zur Stärkung haben wir über dem Feuer Stockbrot gebacken.
Das Rezept ist denkbar einfach:
• 400 Gramm Mehl
• 1 Päckchen Trockenhefe
• 2 TL Salz
• Eine Prise Zucker
• 4 EL Olivenöl
• 250 ml lauwarmes Wasser
Zuerst Mehl, Trockenhefe, Salz und Zucker in einer Schüssel gut vermischen. Anschließend das Olivenöl und das Wasser dazugeben und mit den Knethaken zu einem Teig verarbeiten. Anschließend muss der Teig zugedeckt etwa 1 Stunde ruhen. Der Teig wird dann noch einmal auf einem Brett gut durchgeknetet. Aus dem Teig habe ich rund 15 Teigstränge geformt, die wir dann um die Stöcke gewickelt und über dem Lagerfeuer gebacken haben. Der Teig ist wirklich köstlich. Eventuelle Reste könnte man auch zu Brötchen oder Fladen formen und im Ofen backen. Aber bei uns ist nichts übriggeblieben.




Ursprünglich wollten wir zum Abschluss des Tages noch einen Indianerfilm mit Adam gucken. Aber erstens konnten wir uns auf keinen einigen und zweitens war es am Feuer viel gemütlicher und Adam konnte auch in der Dämmerung noch mit Pfeil und Bogen seine Zielkünste trainieren. Adam hat der Tag sehr gut gefallen und er möchte ihn so schnell wie möglich wiederholen. Vielleicht mache ich dann zusätzlich noch eine Schatzsuche mit Spurenlesen und Symboldeutung.
Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Interessieren sich eure Kinder noch für das Thema Indianer?